Eine neue Sabbatical-Studie zeigt: Viele Deutsche träumen von einer langen Auszeit vom Job. Keine Hektik, kein Termindruck, keine Überstunden. Einfach leben und genießen. Ein Sabbatjahr bietet jedem diese Möglichkeit. Der aus den USA stammende Trend zur Erholung findet in Deutschland zunehmend Anklang. Was vor ein paar Jahren noch ein Karriere-Killer war, mausert sich zu einer adäquaten Lösung, von der auch die Unternehmen profitieren.
Laut Sabbatical-Studie ist das Sabbatjahr unter Arbeitnehmern beliebt
Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Fittkau & Maaß im Auftrag von Wimdu unter 2.142 deutschen Online-Nutzern zeigt: Viele Arbeitnehmer träumen von einem Sabbatical. Mehr als vier von zehn Befragten (43 Prozent) wünschen sich eine längere Pause vom Arbeitsleben. Etwas weniger als die Hälfte will zwischen drei und sechs Monaten pausieren. Fast ein Drittel wünscht sich eine längere Auszeit zwischen zehn und 12 Monaten. Die Motivationen sind unterschiedlich. Jeweils 57 Prozent wollen mehr Zeit für sich und ihre Interessen bzw. die Welt bereisen. Immer noch mehr als die Hälfte (54 Prozent) wollen das Sabbatical nutzen, um sich selbst zu finden und nach neuen Perspektiven zu suchen. 50 Prozent wünschen sich die Job-Pause, um einen vorhandenen Burn-out zu überwinden oder ihm vorzubeugen. Weit abgeschlagen im Ranking der Top-Gründe für ein Sabbatjahr liegen weiterbildende Aktivitäten wie Sprachen lernen oder auffrischen (30 Prozent) und berufliche Weiterbildung (12 Prozent).
Sabbatjahr: Der Wunsch nach Meer
Für fast drei Viertel (72 Prozent) ist das Sabbatjahr eine Gelegenheit, die Welt zu bereisen und fremde Kulturen kennenzulernen. Die beliebtesten Reiseziele in Europa sind Frankreich, Spanien, Italien, Portugal und Skandinavien. Weltweit belegen die USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Thailand, Japan, Südafrika und Argentinien die vorderen Plätze. Über die Finanzierung des Sabbaticals machen sich die Studien-Teilnehmer keine Illusionen. 72 Prozent gehen davon aus, dass sie auf Ersparnisse zurückgreifen müssen. 21 Prozent können sich vorstellen im Ausland zu jobben und zwölf Prozent sind bereit Haus oder Wohnung unterzuvermieten, um ein Sabbatical zu finanzieren. Nur 5 Prozent ziehen einen Kredit in Betracht.
Etwa die Hälfte der Befragten (48 Prozent) gab an, dass ihnen das Geld für eine lange Pause vom Job fehle. Mehr als ein Viertel geht davon aus, dass der Vorgesetzte Einwände gegen ein Sabbatical hätte. Jeweils 17 Prozent fürchten, dass ihre Karriere darunter leiden könnte bzw. können sich aufgrund ihrer familiären Situation kein Sabbatjahr gönnen. Aber nicht nur das Geld hält viele davon ab, sich längerfristig zu erholen. Jeder zehnte Befragte gab an, schlichtweg zu faul zu sein, um ein Sabbatical zu planen und vorzubereiten. 5 Prozent trauen sich nicht und 2 Prozent haben Angst davor, dass andere ihr Vorhaben kritisieren würden.
Recht auf Sabbatical?
Das englische Wort „sabbatical“ bedeutet Sabbatjahr und ist zum Begriff für eine berufliche Auszeit geworden. Ursprünglich kommt das Sabbatical aus den USA und ist dort weit verbreitet. Die berufliche Auszeit dauert in der Regel zwischen drei und 12 Monaten. Vor allem in deutschen Großunternehmen nehmen der Gedanke des Sabbaticals und dessen Vorteile konkrete Formen an. Einige haben bereits entsprechende Regelungen in ihren Betriebsvereinbarungen festgelegt. In mittelständischen und kleineren Unternehmen sind die Hürden für Arbeitnehmer höher. Es gibt keine Gesetze, die einen Anspruch auf eine berufliche Auszeit stützen. Angestellte im öffentlichen Dienst sowie Beamte und Lehrer haben es leichter ein Sabbatjahr zu beantragen. Für sie existieren Regelungen und Vorschriften für eine länger dauernde Pause vom Job.
Wer in der freien Wirtschaft arbeitet, muss zunächst den Chef von den Vorteilen des Sabbaticals überzeugen. In größeren Unternehmen, in denen ein Arbeitsausfall eher kompensiert werden kann, sind die Chancen besser. Um den Chef von einem Sabbatjahr zu überzeugen, überleg dir einige Argumente, welchen Nutzen deine Pause vom Job für die Firma hat. Auch wenn Studien belegen, dass erholte Mitarbeiter, motivierter und kreativer arbeiten, können zusätzliche Argumente nicht schaden. Wenn du eine lange Reise planst, hebe zum Beispiel den Aspekt der sprachlichen Weiterbildung hervor. Geh gut vorbereitet in das erste Gespräch mit deinem Vorgesetzten und zeige, dass du ein Konzept für dein Sabbatjahr hast.
Sabbatical-Vertrag schließen
Ist dein Arbeitgeber einverstanden mit deinen Plänen, solltest du alles schriftlich in einem sogenannten Sabbatical-Vertrag festhalten. Nutze die Möglichkeit dir vom Betriebsrat Tipps zu holen oder lass dich von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht beraten. Ein Sabbatical-Vertrag regelt detailliert die Rahmenbedingungen deines Sabbatjahres. Wichtige Punkte sind zum Beispiel, wie lange die Auszeit dauert und wann sie beginnen soll. Der Sabbatical-Vertrag sollte deinen Anspruch auf den alten Arbeitsplatz beinhalten und unter welchen Bedingungen du an diesen zurückkehren wirst. Zudem sind die Themen Kündigungsschutz, Anrechnung von Krankheitstagen und die Finanzierung des Sabbatjahres zu verhandeln. Wenn du deine Job-Pause über ein Arbeitszeitkonto finanzierst, solltest du auf eine Insolvenzversicherung achten. Wenn du planst im Ausland zu jobben, stell sicher, dass im Sabbatical-Vertrag festgeschrieben wird, ob und wie viel du etwas dazu verdienen darfst.
Finanzierung und Versicherung während des Sabbatjahres
Ein Sabbatical bedarf einer langen Planungsphase. Die Wenigsten verfügen über ausreichend Ersparnisse, um ein komplettes Sabbatjahr aus der Portokasse zu finanzieren. Ein unbezahlter Urlaub ist häufig keine Option. Zudem musst du dich dann selbst um deine Sozialversicherungen kümmern. Da dein Arbeitsverhältnis ruht und du kein Gehalt bekommst, wirst du bei allen Versicherungsträgern abgemeldet. In einem Sabbatical-Vertrag kannst du ein flexibles Arbeitszeitmodell vereinbaren und während deiner Job-Pause weiter Gehalt beziehen. Beispielsweise kannst du für einen gewissen Zeitraum bei gleichbleibender Arbeitszeit auf einen Teil deines Gehalts verzichten. Bei dieser Variante sparst du auf einem sogenannten Zeitwertkonto Geld an, das dir während des Sabbaticals als Gehalt ausgezahlt wird. Wie viel Geld du monatlich ansparst, wie lange, und was auf das Zeitwertkonto fließt, zum Beispiel Überstunden oder Weihnachtsgeld, wird schriftlich im Sabbatical-Vertrag vereinbart. Das Geld wird brutto auf das Konto eingezahlt. Während des Sabbatjahres erhälst du das Geld als Gehalt. Erst dann werden Steuern und Sozialabgaben fällig. Sprich mit deinem Chef, welche Modelle infrage kommen.