Wer in deutschen Schulen über Start-ups redet und die Möglichkeiten der digitalen Entwicklung, steht womöglich allein auf leeren Fluren. Rund zwei Drittel der Lehrer würden ihren Schülern nicht empfehlen ein Start-up zu gründen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 505 deutschen Pädagogen.
Nur jeder vierte Lehrer (24 Prozent) würde seine Schüler darin bestärken ein solches innovatives Unternehmen zu gründen. 64 Prozent der deutschen Pädagogen raten davon ab. Aus Sicht der Digitalwirtschaft sind die Ergebnisse der Studie besorgniserregend. „Schule muss unternehmerisches Denken vermitteln, wenn wir es in Deutschland mit einer Gründungskultur ernst meinen. Und Schule muss Raum für Kreativität schaffen und Wege zeigen, Probleme und Herausforderungen unternehmerisch anzugehen“, sagt Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp. Lehrer müssten die Start-up-Kultur engagiert vermitteln. Daran hapere es derzeit offensichtlich, so Veltkamp. Zudem fehle es an Schulen an Vorbildern aus der Start-up-Szene, deshalb müsse der Austausch mit Gründern gefördert werden.
IT-Kenntnisse von Schulabgängern nicht relevant
Sieben von zehn Lehrern (72 Prozent) sehen die digitale Entwicklung vor allem als eine Chance für die Gesellschaft. Jeder siebte Lehrer (15 Prozent) hingegen ist der Meinung, dass die Digitalisierung vorrangig ein Risiko darstellt. Jeder elfte Befragte (9 Prozent) ist sich sicher, dass sich dadurch die Gesellschaft nicht verändert. Bezogen auf die Fähigkeiten ihrer Schüler, ist mehr als jeder dritte Pädagoge (38 Prozent) überzeugt, dass IT-Grundkenntnisse und Programmiererfahrung von Schulabgängern keine Rolle für die Wirtschaft spielen. „Ohne Medienkompetenz und grundlegende IT-Kenntnisse werden sich junge Menschen weder auf dem Arbeitsmarkt noch in der Gesellschaft zurechtfinden“, sagt Veltkamp. „Wir brauchen ein Pflichtfach Informatik ab der 5. Klasse, Englischunterricht ab der 1. Klasse und eine fächerübergreifende Vermittlung von Medienkompetenz.“ Initiativen wie die Bitkom-Initiative „erlebe it“ sind nach Ansicht des Bitkom eine sinnvolle Ergänzung, aber keine Alternative zum regulären Unterricht.
Wichtigkeit von Allgemeinbildung und Fremdsprachen unterschätzt
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass andere Fähigkeiten von Schulabgängern nach Ansicht vieler Lehrer wichtiger sind, als die digitale Kompetenz. So stehen in der Rangliste der wichtigsten Fähigkeiten Deutschkenntnisse und Sozialkompetenz mit jeweils 100 Prozent auf Platz eins. Danach folgen Mathematikkenntnisse (98 Prozent) und Englischkenntnisse (86 Prozent). Die Allgemeinbildung der Schüler folgt mit 73 Prozent auf Platz fünf. Auf den letzten Plätzen und mit deutlichem Abstand liegen naturwissenschaftliche Kenntnisse (38 Prozent) und Kenntnisse in Fremdsprachen ausgenommen Englisch (30 Prozent).