Vorurteile gegenüber Hochbegabten halten sich beharrlich. Die hellen Köpfe, die irgendwie alles schneller verstehen und Lösungen sehen, wo andere aufgeben, sind vielen suspekt. Eine aktuelle Studie, die im Fachjournal „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht wurde, belegt die Beständigkeit gängiger Vorurteile gegenüber hochintelligenten Menschen.
Stereotypen über Hochbegabte halten sich hartnäckig
Die Psychologin Tanja Gabriele Baudson von der Universität Duisburg-Essen befragte 1.029 erwachsene Deutsche zu ihren Vorstellungen über Hochbegabte. Die repräsentative Studie führte die Forscherin in Kooperation mit dem Hochbegabtenverein „MinD – Mensa für Deutschland“ durch. Die teilnehmernden Männer und Frauen zwischen 18 und 69 Jahren mussten unter anderem angeben, welche Emotionen das Wort „Hochbegabung“ in ihnen auslöst und ihre eigene Intelligenz beurteilen. Zudem mussten sie mithilfe einer fünfstufigen Skala „stimme gar nicht zu“ bis „stimme voll zu“ beurteilen, welche von fünf Eigenschaften, die Hochbegabten zugeschrieben werden, aus ihrer Sicht zutreffen. Hohes intellektuelles Potenzial, hohe Leistung, generelle Überlegenheit, Schwierigkeiten im sozialen Umgang und emotionale Probleme. Das Ergebnis: Alle Befragten verbinden Hochbegabung mit einem hohen intellektuellen Potenzial und hoher Leistungsfähigkeit. Zwei Drittel sind sich sicher, dass Hochbegabte ebenfalls das Klischee erfüllen, schwierig im sozialen Umgang zu sein und emotionale Probleme zu haben.
Vorurteile gegenüber Hochbegabten unbegründet
Dieser Auffassung stehen Längsschnittstudien gegenüber, die den Lebensweg von Hochbegabten über einen langen Zeitraum begleiten. Im Vergleich mit den „Normalos“ haben es hochintelligente Menschen im Schnitt nicht schwerer im Leben. Im Gegenteil, sie kommen sogar etwas besser zurecht. „Das Klischee, dass Hochbegabte sozial schwierig und emotional labil sind, hält sich nach wie vor hartnäckig. Dabei zeigen einschlägige Studien, dass Hochbegabte auch nicht verrückter sind als der Rest der Menschheit“, sagt Baudson.
Einstein oder Genie – Vorurteile inklusive
Hochbegabt ist, wer in einem Intelligenztest 130 oder mehr Punkte auf der IQ-Skala erreicht. Gut zwei Prozent einer Altersgruppe erreicht einen solchen Wert oder darüber. Der durchschnittliche Intelligenzquotient liegt bei 100 Punkten. Berücksichtigt man die Standardabweichung beim Test einzelner Personen von +/- 15 Punkten hat der Großteil einen Intelligenzquotient von 85 bis 115. Ein IQ-Test erfasst jedoch nur bestimmte Fähigkeiten wie das logische Denken oder das räumliche Vorstellungsvermögen. Einen standardisierten Test für Kreativität oder soziale Intelligenz existiert nicht. Mitte des letzten Jahrhunderts wurde in Cambridge der erste Klub für Hochbegabte gegründet. „MinD – Mensa in Deutschland e. V.“ ist der deutsche Ableger des britischen Clubs.
Die klügste Frau der Welt heißt übrigens Marilyn vos Savant und hat einen IQ von 228 Punkten. Terence Tao steht aktuell mit 230 Punkten auf der IQ-Skala an der weltweiten Spitze der Hochbegabten.