Bitkom-Umfrage: Die Mehrheit erkennt Fake News

Fake News werden derzeit heiß diskutiert. Dabei wird dem Nachrichtenleser häufig unterstellt, nicht zwischen Fake und echter Nachricht unterscheiden zu können. Eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass die Mehrheit Nachrichten differenzierter wahrnimmt als oft angenommen.

Die Mehrheit der Nachrichtenleser erkennt Fake News

Laut der repräsentativen Bitkom-Umfrage mit mehr als 1.000 Teilnehmern sind zwei von drei Deutschen in den letzten 12 Monaten Fake News in klassischen Medien oder sozialen Netzwerken aufgefallen. Fake News werden in der Umfrage als Nachrichten verstanden, die sich als offensichtlich falsch herausgestellten. Darunter klassische „Zeitungsenten“, aber auch die gezielt gestreuten Meldungen, mit dem Ziel Menschen zu beeinflussen, anderen zu schaden oder Geld zu verdienen. „Zeitungsenten, gezielt gestreute Gerüchte und Meinungsmache hat es schon immer gegeben“, betonte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Heute geben das Internet und die sozialen Medien jedem die Möglichkeit, direkt mit seinen Zielgruppen oder der breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren. Nachrichten verbreiten sich auf diesem Weg deutlich schneller als früher.“

Fast ein Drittel der Befragten findet, dass die Zahl der Falschmeldungen in der letzten Zeit stark gestiegen ist. Die Spitzenplätze der am häufigsten genannten Themen von Fake News belegten mit jeweils 72 Prozent der Wahlkampf in den USA sowie das Thema Flüchtlinge. Neben anderen politischen Themen konnten die Nutzer Falschmeldungen zu Kriminalität (55 Prozent), Vermischtem (32 Prozent), Wirtschaft (29 Prozent) oder Gesundheit (21 Prozent) ausmachen. Laut Umfrage des Bitkom haben 8 Prozent derjenigen, denen Falschmeldungen aufgefallen sind, selbst schon einmal Falschmeldungen bewusst oder unbewusst im Internet geteilt.

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Klassische Medien als Nachrichtenquelle an der Spitze

Die meisten Menschen informieren sich mithilfe der klassischen Medien über das aktuelle Weltgeschehen. Das Fernsehen steht sowohl bei der jüngeren als auch bei der älteren Generation unangefochten auf dem ersten Platz. 92 Prozent der Deutschen holt sich seine tägliche Nachrichtendosis im TV. Die klassische Tageszeitung steht mit 72 Prozent als Nachrichtenquelle an zweiter Stelle. 69 Prozent hören Radio-Nachrichten und 68 Prozent nutzen das Gespräch mit Familie und Freuden, um sich zu informieren. Während das Internet als wichtigste News-Quelle bei der gesamten Bevölkerung auf Platz fünf rangiert, liegt es bei den Jüngeren bis 49 Jahren auf Platz zwei.

Wer Nachrichten im Internet konsumiert surft nicht, wie häufig unterstellt, in sozialen Netzwerken, um sich zu informieren. Die erste Anlaufstelle sind für 79 Prozent die Websites der Printmedien. „Die klassischen Medien sind die erste Anlaufstelle für Nachrichten im Internet und haben eine enorme Reichweite im Web“, sagte Rohleder. Es folgen TV-Sender (69 Prozent), die Startseiten von E-Mail- bzw. Internet-Providern wie T-Online oder Web.de (67 Prozent) sowie die Nachrichtenangebote von Radiosendern (27 Prozent). Jeder Fünfte nutzt gezielt soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter und Messenger wie WhatsApp, um sich über aktuelle News zu informieren.  „Die Bedeutung sozialer Netzwerke als Informationsquelle wird offenkundig überschätzt“, sagte Rohleder. „Soziale Netzwerke dienen primär der persönlichen Kommunikation und nicht der politischen Information.“ Selbst in der Social Media affinen Altersgrupper der bis 29-Jährigen nutzt nur jeder Vierte soziale Netzwerke, um sich auf den neuesten Stand zu bringen.

Vorschnelles Handeln gefährdet die Meinungsfreiheit

Gerüchte zu streuen, um anderen zu schaden oder sie zu beeinflussen, ist keine Erfindung des Internetzeitalters. Lediglich die Möglichkeit Falschmeldungen rasant zu verbreiten ist durch das Netz ins Unendliche gestiegen. Der starke Anstieg von Fake News macht vielen Sorgen. Übereiltes Handeln ist jedoch in diesen Zeiten unangebracht. „In der aktuellen Diskussion werden Themen wie Fake Follower, Fake News, Hatespeech oder Social Bots wild durcheinander geworfen. Die Diskussion muss versachlicht und differenziert geführt werden“, sagte Rohleder. Der Bitkom mahne zur Besonnenheit und warne davor, diesen komplexen Phänomenen mit vermeintlich einfachen und schnellen Lösungen zu begegnen. „Rechtsstaatliche Prinzipien und das hohe Gut der Meinungsfreiheit müssen geschützt werden“, sagte Rohleder. Laut Bitkom solle stattdessen die Medien- und Informationskompetenz der Nutzer gestärkt werden, damit sie Falschnachrichten besser erkennen könnten.